Biografie
Leben ist Lernen. Ich denke, mir wurden einige Lektionen gewährt, die für mein Schreiben nützlich sind.
Der Schriftsteller
»Moment!«, höre ich Sie jetzt rufen. »Das ist ja alles gut und schön, Herr Corvus – aber was macht Sie zu einem Autor?«
Erlesene Abenteuer
Zunächst einmal interessiere ich mich schon so lange für Fantasy, dass ich mich erinnere, den Vergleich mit dem Nibelungenlied bemüht zu haben, um meinen Klassenkameraden zu erklären, was für eine Art von Geschichten ich denn da lese. Ich kannte Robert E. Howard und J. R. R. Tolkien lange, bevor sie groß in Mode waren. Ich bin sicher nicht der belesenste Mensch der Welt, aber man trifft mich selten ohne Buch an, und oft ist es ein fantastischer Stoff – wobei ich die Gerüchte, man habe mich auch einmal mit einem Roman von Rosamunde Pilcher erwischt, nicht entkräften kann. In meiner Jugend traf ich mich wöchentlich mit einem sehr speziellen Freund: Perry Rhodan. Ich lese zwar langsam, aber gern und viel, und wirklich enttäuscht werde ich nur selten von einem Buch.
Wenn es handfest wird ...
»Man soll wissen, wovon man schreibt«, sagen Sie?
Ich betone immer, dass die Fantasie die wichtigste Begabung eines Autors ist. Aber ich kann Sie hoffentlich ein wenig beruhigen. Wenn in meinen Büchern Kampfszenen auftauchen, dann sind sie natürlich dramaturgisch inszeniert, aber völlig Hanebüchenes brauchen Sie nicht zu befürchten. Zwar schätze ich mich glücklich, mich niemals in meinem Leben in einem physischen Kampf auf Leben und Tod befunden zu haben, aber ich war einmal Karatelehrer. In meiner Hoch-Zeit trainierte ich zwischen zwei und acht Stunden täglich, wobei ich gern über den Tellerrand blickte, sodass ich auch Grundkenntnisse in Ninjutsu, Tae Kwon Do oder Aikido erwarb. Das ist lange her, aber die elementare Logik eines Handgemenges ist mir noch immer klar, denke ich. Und was Gefechte im großen Stil anbelangt – nun, für irgend etwas muss mein Jahr bei der norddeutschen Infanterie schließlich gut gewesen sein – was meinen Sie?
Licht hinter Schleiern
Auch die Mystik spielt in der Fantasy eine große Rolle. Keine Sorge, ich glaube nicht an die reale Existenz von Magie und auch spiritistische Sitzungen sind mir fremd – beides gehört für mich ins Reich der Vorstellungskraft. Aber ich bin ein religiöser Mensch. Eine der Konstanten in meinem Leben ist mein katholischer Glaube. Ich mag Pilgerfahrten und gehöre zu denen, die jedes Wochenende einen Gottesdienst besuchen und freitags kein Fleisch essen. Ich sehe Ihren besorgten Blick – nein, ich denke nicht, dass meine Schreiberei mir vom Heiligen Geist eingegeben wird, aber religiös motivierte Protagonisten sind in der Fantasy durchaus üblich und Religionen als soziologischer Faktor wesentliche Elemente der Science-Fiction. Auch wenn es sich um exotische Religionen handelt, die dort beschrieben werden, denke ich doch, dass ich aus meiner eigenen Erfahrung schöpfen kann, um einen solchen Antrieb zu schildern und meine Figuren somit glaubhaft zu gestalten.
Expeditionen zu fernen Stätten
Wo wir bei der Exotik sind: Ich glaube, ›Sense of Wonder‹, das Staunen beim Lesen, ist nicht nur in der Science-Fiction wichtig, sondern in der gesamten Fantastik. Ich bin ein neugieriger Mensch, ich möchte gern das kennenlernen, was ich noch nicht kenne. So nahm ich mir 2004 für ein Jahr frei und reiste mit dem Rucksack um die Welt. Ich war im Dschungel Guatemalas und schlief in den Waggons der indischen Eisenbahn, machte ein paar Schritte nach Myanmar hinein und legte die Hand in die Hieroglyphen von Luxor. In Bei Regen und bei Sonnenschein können Sie meine Reiseerinnerungen nachlesen.
Bei solchen Gelegenheiten versuche ich immer zu verstehen, wie Gesellschaften funktionieren, in denen ganz andere Prämissen gelten als in unserer eigenen – vielleicht das beherrschende Thema, das sich durch alle meine Geschichten zieht.
Dennoch bleibe ich dabei: In der fantastischen Literatur möchte man von dem lesen, was noch niemand gesehen oder erfahren hat – das schließt den Autor ein, und so bleibt die Fantasie die wichtigste Gabe des Schriftstellers.
Spielerisches Erzählen
Solange ich mich zurückerinnern kann, erzähle ich schon gern Geschichten. In meiner Kindheit besprach ich Cassetten damit, aber auch bei meinen Schulaufsätzen hatte ich nie Probleme, auf die Mindestlänge zu kommen – die Obergrenze machte mir schon eher Schwierigkeiten. In der Fantasy wurde ich zunächst als Spielleiter bei Fantasy-Rollenspielen erzählerisch tätig. In meinem Freundeskreis hatten wir eine extreme Phase, in der wir an sechs Tagen pro Woche fest verabredet waren, um gemeinsam verschiedene Fantasywelten zu erkunden. Mit sechzehn Jahren trat ich einem überregionalen Fantasyverein bei, der einen Schwerpunkt auf die Literatur legte. Damals hatte das Internet bei Weitem noch nicht die Bedeutung, die uns heute selbstverständlich erscheint. Insbesondere war es unüblich, seine Texte auf Webseiten zu veröffentlichen – stattdessen gab es Fanzines, Fan-Magazine, die auf Selbstkostenbasis finanziert werden. Auch mein Verein unterhielt solche Fanzines, in denen ich meine ersten Geschichten veröffentlichte, schließlich sogar, in sechs Fortsetzungen, meinen ersten Roman.
Der öffentliche Salon
Auch im literarischen Untergrund Kölns war ich aktiv. Ich nutzte die Gelegenheit, in den Hinterzimmern diverser Cafés aus meinen Texten vorzutragen und konnte schließlich die ersten davon in Anthologien aus diesem Umfeld unterbringen. Ohne Bezahlung, ohne Kosten.
2005 erschien mein erster Roman, ein apokalyptischer Vampirthriller mit dem Titel Sanguis B. Vampire erobern Köln. Damals waren Vampire noch üble Typen, entsprechend finster ist die Geschichte. 2007 durfte ich in die Romanreihen von Fantasy Productions einsteigen, zunächst ›BattleTech‹, später ›Das schwarze Auge‹. Beide kannte ich bereits aus der Perspektive des Fans, sodass ich mich besonders freue, dort mit einigen Taschenbüchern vertreten zu sein. Mittlerweile führt Ulisses diese Reihen fort.
Wer sich für diesen Bereich meines Schaffens interessiert, kann nach meinem Pseudonym Bernard Craw Ausschau halten. Heute benutze ich es nicht mehr, alle meine aktuellen Veröffentlichungen erscheinen unter Robert Corvus.
Wo ich stehe und wohin ich schaue
Mit Die Schattenherren bin ich im Piper Verlag angekommen, zudem bin ich Teamautor bei PERRY RHODAN und seit 2016 erscheint im Heyne Verlag Die Phileasson-Saga, die ich gemeinsam mit Bernhard Hennen schreibe. Wer sich etwas intensiver mit fantastischer Literatur aus Deutschland beschäftigt, dürfte zumindest schon einmal meinen Namen gehört haben. Ich mache etwa einmal im Monat eine Lesung oder bin sonstwie auf einer einschlägigen Veranstaltung präsent. Wenn das Herz eines Buchhändlers ein wenig für die fantastische Literatur schlägt, wird er auch einen Titel von mir im Regal haben. Mit unserem Gemeinschaftswerk, der Phileasson-Saga, standen Bernhard Hennen und ich mehrfach auf der Spiegel-Bestsellerliste. In unterschiedlichen Kontexten gebe ich meine Erfahrung im kreativen Schreiben weiter; das reicht von einstündigen Workshops bis zur Begleitung eines Seminars an der Universität Münster.
Zum Ausruhen gibt es jedoch keinen Grund – ich bin noch neugierig darauf, was sich entdecken lässt. In der fantastischen Literatur und darüber hinaus öffnet sich ein endloser Raum, um jenseits des Bekannten Abenteuer zu schildern. Ich habe eine lange Liste mit Projekten, die ich gern veröffentlicht sehen möchte. Für manche habe ich bereits Verlagspartner gefunden, bei anderen handelt es sich noch um vage Ideen, die darauf warten, in einem Exposé zu kristallisieren.
Zu meinem aktuellen Schreiben habe ich auf dieser Webseite einige Informationen zusammengestellt, von denen ich hoffe, dass sie Ihr Interesse finden.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit und wünsche Ihnen viel Vergnügen mit meinen Büchern.