Epistula Corvi XIII
Liebe Leserinnen und Leser,
mit dem dunkelsten Tag des Jahres naht auch eines der schönsten Feste: Weihnachten, und dann befinden wir uns ›in der Zeit zwischen den Jahren‹. Viel Überraschendes ist von 2016 also nicht mehr zu erwarten – da kann ich einen Rückblick wagen.
Vor einem Jahr summten die ersten Vorberichte zur Phileasson-Saga durch den Blätterwald und das Netz. Naturgemäß interessierten sich vor allem diejenigen dafür, die mit der vor einem Vierteljahrhundert entstandenen Rollenspielkampagne vertraut sind, auf der die Romanreihe basiert. Aber auch einige weitere Fantasyfreunde wurden bereits aufmerksam.
2016 kam dann der Paukenschlag mit gleich drei Romanen: Nordwärts, Himmelsturm und Die Wölfin. Ich glaube, die gesamte Fantasyszene ist nun zur Einschätzung gelangt, dass hier etwas ganz Großes entsteht – nicht nur wegen der anvisierten Länge von zwölf Bänden. Für Bernhard Hennen und mich bedeutete das auch, aus den Schreibzimmern und auf die Bühne zu treten. Inzwischen gibt es Interviews und Hangouts von uns in Magazinen, auf Blogs und als Videos auf YouTube, wir waren auf Cons und in Buchhandlungen, um unser Projekt vorzustellen. Nach meiner Wahrnehmung sind das auch für das Publikum ganz besondere Veranstaltungen: Wir lesen mit verteilten Rollen, stellen uns der Diskussion – und im ›interaktiven Teil‹ beweisen die Gäste ihre Stimmgewalt …
Bei Piper hat dieses Jahr mit Rotes Gold meine Schwertfeuer-Saga begonnen, bei Perry Rhodan durfte ich mich mit einem weiteren Doppelband in der Erstauflage zurückmelden. Ich habe die Agentur gewechselt und administriere mit phileasson.de eine weitere Webseite. Mein Youtube-Kanal hat die Schwelle von 1.000 Abonnenten überschritten.
Einige Lektionen habe ich auch auf die harte Tour gelernt. Im Sommer bei Feuer der Leere und aktuell bei Grünes Gold habe ich mich verzettelt. Es klappt einfach nicht, wenn ich andere Dinge mache, während ich eine Rohfassung schreibe. Kann ich mich in den Stoff fallen lassen, mich ganztägig damit beschäftigen, damit einschlafen und wieder aufstehen, schreibe ich einen Roman in einem Monat. Muss ich aber zwischendurch den Kontext wechseln, weil eine Fahne durchgesehen werden will oder eine Lesung ansteht, bringt das Unruhe in meinen Ablauf. Diese Störung ist wie ein Kiesel, der Wellen in einem See schlägt. Ein an anderer Stelle investierter Tag kann mich leicht zwei weitere Tage kosten, in denen ich nicht mehr in meiner Geschichte bin.
Deswegen lautet mein guter Vorsatz für 2017: Nichts mehr parallel machen, wenn ich eine Rohfassung schreibe.
Und ein zweiter: Das Internet reduzieren. Es ist ein bisschen wie mit dem Essen: eigentlich eine gute, sogar notwendige Sache – aber wenn man es damit übertreibt, wird man träge.
Summa summarum bin ich mit 2016 zufrieden. Ich hatte hart erarbeitete Erfolge. Aber Fleiß allein hätte mir ohne die Gunst der Leserschaft nichts genützt. Deswegen gilt mein Dank zum Jahresende auch wieder Ihnen: Ohne Ihre Unterstützung könnte ich nicht als Schriftsteller leben.
Was war
Ich fange einmal mit meiner Arbeit unter dem Pseudonym Bernard Craw an. Hier sind nach meinem Vampirthriller sieben Romane für Das schwarze Auge und vier für BattleTech erschienen. Ulisses, die diese Reihen übernommen haben, beweist beim Abverkauf einen erfreulich langen Atem. Seit 2007 liegen einige Exemplare von Karma im Lager. Aber: Es werden immer weniger. Bis auf Sanguis B., Präludium und Gier sind alle Bernard-Craw-Titel inzwischen nahe am Ende des Lagerbestands. Das wundert mich wenig, auch, weil einige davon einen losen Bezug zur Phileasson-Saga haben. Zu unseren Lesungen kommen oft Fans, die diese alten Schätze dabei haben, manchmal ganz zerlesen (was mich besonders freut), und sie signieren lassen. Das ist für mich wie das Wiedersehen mit alten Freunden – Todesstille etwa ist 2009 erschienen, als an eine freiberufliche Existenz noch gar nicht zu denken war.
Wenn ich die Zeit seit der letzten Epistula Corvi in den Blick nehme, gab es seitdem einen weiteren Phileasson-Hangout, diesmal mit dem Team von Orkenspalter.TV und der DSA-Redakteurin Eevie Demirtel:
Wir waren auf der DreieichCon, dazu findet sich ein Rückblick auf meinem Videokanal (so, wie ich dort ohnehin etwa alle zwei Wochen über den Stand der Dinge berichte). An dieser Stelle nur so viel: Es war mein erster Besuch auf dem DreieichCon, und ich bin sehr angetan. Ebenso wie von der Lesung in der Krefelder Spielzeit.
Im Kölner Hiveworld durfte ich meinen neuen Perry Rhodan-Doppelband vorstellen. Das Nachdenken über diese Serie macht bescheiden. Seit 55 Jahren erscheint jede Woche ein Heft … mit meinen vier Beiträgen bewege ich mich da im Promille-Bereich, sie tragen die Nummern 2884 und 2885. Und dabei sind solche stolzen Ableger wie ATLAN (800 Hefte bis zur Einstellung) gar nicht mitgerechnet. Eine wahrhaft kosmische Leistung …
Auch meine eigene Reise zu den Sternen, Feuer der Leere, hat mich in den vergangenen Wochen beschäftigt. Hier stand das Lektorat an. Ich halte diesen Arbeitsschritt für sehr wertvoll. Auch, wenn ich nicht jeden Vorschlag annehme (wohl aber die meisten) – die kompetente Einschätzung eines Lektors bietet immer die Chance, die gefundene Lösung zu überprüfen. Es ist nicht zu viel gesagt, dass ich meinen eigenen Roman dadurch besser verstehen lerne.
Weißes Gold ist ebenfalls durch das Lektorat gelaufen, mehr noch: Inzwischen ist es druckfertig, es gibt sogar schon eine Leseprobe zum zweiten Feldzug, bei dem man den Klingenrausch lesend begleiten kann.
Eine Novelle, Söldnergold, wird es zusätzlich geben, und zwar als eBook im Verbund mit Leseproben aus Rotes Gold und Weißes Gold Der Text ist fertig, und gerade heute ist das Titelbild gekommen.
Was ist
Grünes Gold – dieses Buch steht im Zentrum meiner Arbeit. Bei knapp 200 Seiten habe ich endlich eine Schlüsselszene erreicht, die den weiteren Ablauf determiniert. Diese Feststellung wird sicher viele wundern, die wissen, dass ich meine Romane mit Szenenplänen strukturiere. Das stimmt, und der Szenenplan garantiert mir, dass ich die Geschichte vom Anfang bis zum Schluss bringen kann. Aber er ist ein lebendes Gebilde, mit teils radikalen Anpassungen, die ich auf dem Weg vornehme. Bei Grünes Gold betreffen diese Änderungen weder den Anfang noch das Ende – beide bleiben so, wie ursprünglich geplant. Auch der ›äußere Konflikt‹ ist unverändert: Diesmal schützt der Klingenrausch eine Baronie mit mehr oder minder verzärtelten Einwohnern gegen Wilde aus einem unermesslichen Urwald. Aber der ›innere Konflikt‹ ist radikal anders – so anders, dass sogar die Hauptfigur gewechselt hat. Anfangs wollte ich die Geschichte hauptsächlich aus einem anderen Blickwinkel erzählen, als er sich jetzt etabliert. Das liegt an der Grundfrage: Wer ist am stärksten betroffen? Wer hat am meisten zu verlieren oder zu gewinnen? Wer kann agieren und die Geschehnisse beeinflussen?
Was nicht heißt, dass die Figur, die ich zunächst auf den Thron setzen wollte, verschwunden wäre – ihre Aufgabe besteht nun darin, für eine interessante Nebenhandlung zu sorgen. So ist das manchmal unter Söldnern, da werden Rangkämpfe um den Platz im Roman bis aufs Messer ausgetragen … Wie ich hoffe, zur Freude meiner Leserschaft.
In der Leserunde zu Die Wölfin ist derweil das erste Plündergut in Form von Freiexemplaren verteilt. Die Reckinnen und Recken der Lese-Ottajasko befühlen bereits die Riemen, am Freitag, 23. Dezember, beginnt die große Fahrt: Das Buch wird in Leseabschnitte eingeteilt, die man über die nächsten Wochen untereinander und mit uns Autoren diskutiert. Das ist meine liebste Nutzung des Internets, und die werde ich auch diesmal ganz sicher nicht reduzieren. Denn mein oben erwähnter Vorsatz bezieht sich auf die Reduktion von Zeitverschwendung, während die Begleitung einer solchen Leserunde für mich zur am besten investierten Arbeitszeit überhaupt gehört. Wer sich der Reise der thorwalschen Drachenführer durch Aventuriens Nordosten anschließen möchte, findet uns hier.
Ebenfalls aktuell sind meine neuen Lesezeichen zu Feuer der Leere und meine neuen Autogrammkarten. Beides dränge ich bei meinen Lesungen jedem auf, der nicht schneller rennen kann als ich.
Was wird
Die nächsten Wochen wird die Arbeit an Grünes Gold prägen. Ich gehe davon aus, dass der Rohentwurf im Januar fertig werden wird. Das bedeutet für mich dann schreiberisch die Rückkehr zum vierten Phileasson-Band, Silberflamme. Hier bin ich schon recht weit, aber etwa fünfzig Seiten fehlen noch zum Abschluss. Die möchte ich nach Grünes Gold angehen. Es hat sich sogar gelohnt, das Manuskript eine Weile beiseite zu legen, denn ein bestimmter Dreh zum Finale ist mir zwischenzeitlich eingefallen. Jedenfalls wird dann auch die gemeinsame Arbeit mit Bernhard Hennen wieder aufgenommen. Ich freue mich auf die damit verbundenen Treffen.
Für die Leser wird der Januar Weißes Gold bringen, den zweiten Teil der Schwertfeuer-Saga. Timo Kümmel hat wieder sehr schöne Illustrationen erstellt. Die Farbversionen werde ich vor dem Erscheinen nach und nach auf meine Webseite stellen. Auch zu diesem Buch wird es eine Leserunde geben, sie wird Anfang Februar starten. Wer sich zeitig anmeldet, kann ein Freiexemplar des Buchs gewinnen.
Auch eine neue Arbeit für Perry Rhodan könnte in den ersten Monaten des Jahres anstehen. Es reizt mich, am Zyklus mitzuwirken, der das große Jubiläum mit Band 3000 (dreitausend!) vorbereitet, und die Gespräche mit dem Team, wie sich das bewerkstelligen lässt, laufen bereits.
Irgendwo dazwischen muss ich Zeit für eine Science-Fiction-Kurzgeschichte finden. Die kurze, prägnante Form fällt mir schwer, deswegen muss ich mich dafür immer besonders anstrengen, aber bei diesem Projekt möchte ich sehr gern dabei sein.
Im Januar werden Bernhard Hennen und ich Die Phileasson-Saga in Ilmenau vorstellen, im März wird es einige Termine rund um die Leipziger Buchmesse geben. Wie immer gebe ich das auf meiner Terminseite bekannt.
Passend zur Leipziger Buchmesse wird auch Feuer der Leere erscheinen. Und irgendwie habe ich das schwer zu greifende Gefühl, dass für mich als Schriftsteller danach alles anders sein wird …
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest, eine schöne Zeit zwischen den Jahren – und dann lassen wir uns gemeinsam überraschen, was 2017 Fetziges für uns bereithält!
Robert Corvus – Bernard Craw