Epistula Corvi XLV
Liebe Leserinnen und Leser,
aktuell sind sie möglich, bald vielleicht (wieder) nicht mehr: die Kulturveranstaltungen, bei denen man sich persönlich begegnet. Für die Literatur bedeutet das vornehmlich: Lesungen. Nicht virtuell, sondern in einem Café, einem Buchladen, einer Kirche oder einer Bibliothek. In so unterschiedlichen Örtlichkeiten werdet Ihr Bernhard Hennen und mich treffen können. Wir stellen Phileasson-Saga vor, und zwar …:
- 19. August, 1830 Uhr, Impact-Café, Köln
- 25. August, 2000 Uhr, Epiphaniaskirche, Köln
- 1. September, 1930 Uhr, Bücherwurm, Datteln
- 7. September, 1900 Uhr, Literaturhaus/Stadtbibliothek, Bochum
Ich weiß bereits jetzt, dass jede dieser Veranstaltungen einmalig sein wird. Nicht nur, weil wir die Lesestellen variieren und mit dem Publikum unterschiedliche Lieder schmettern werden (ja, wirklich, das tun wir), sondern auch, weil die Atmosphäre immer verschieden sein wird. Es werden unterschiedliche Fragen kommen, was dazu führt, dass wir unterschiedliche Dinge erzählen werden. Und wir werden am Rande der Veranstaltungen immer wieder neuen Menschen begegnen. Gern signieren wir unsere Bücher (ob sie vor Ort oder woanders erworben wurden, ist unerheblich), und wir sind auch stets für einen Plausch zu haben.
In der Terminliste auf meiner Homepage findet Ihr Details wie Links zu den Veranstaltungsorten.
Wir freuen uns auf Euch!
Was war
Meine Güte, die Versandaktion zu Die Schattenherren hatte es in sich! Rückblickend bin ich froh, dass die Druckerei nicht alle Exemplare auf einen Schlag geschickt hat. Bereits so ist meine Wohnung mit all den Kartons an ihre Grenzen gekommen, und zwischendurch musste ich auch solche Sachen wie Klebeband besorgen, weil meine Bestände zur Neige gingen. Signieren, verpacken, verschicken … Und bei so vielen Sendungen kommt schon mal eine zurück, weil der Lieferdienst keine Abholkarte hinterlassen hat. Dann heißt es: nächster Versuch …
Es ist geschafft. Erschöpft, aber glücklich schaue ich auf das Crowdfunding zurück. Hoffentlich nicht erschöpft, aber ebenfalls glücklich sind die Unterstützerinnen und Unterstützer – jedenfalls schließe ich das aus Rückmeldungen wie »das sind die schönsten Bücher in meinem Regal«.
Ich habe auch die Pflichtexemplare abgeliefert, was bedeutet, dass man diese Ausgabe der Schattenherren nun in den Sammlungen der Deutschen Nationalbibliothek und der Landesbibliothek Nordrhein-Westfalen findet. Im Verzeichnis Lieferbarer Bücher sind sie eingetragen, was die Voraussetzung dafür ist, dass man sie in jeder Buchhandlung Deutschlands bestellen kann. Im Shop auf meiner Webseite gibt es sie ebenfalls – dort bekommt man sie sogar signiert.
Damit fehlt nur noch eine letzte Seite in diesem Kapitel meines Schaffens: die Privatlesung in Göttingen. Sobald es dafür einen Termin gibt, werde ich ihn auf meiner Homepage verkünden.
Die Phileasson-Saga ist mit Elfenkönig in die elfte Runde gegangen. Auf die Spiegel-Bestsellerliste haben wir es diesmal nicht geschafft, aber unsere Fans scheinen zufrieden zu sein. Wobei viele auch geschockt sind – wie vorausgesehen. Ein wichtiger Handlungsstrang erreicht in diesem Roman ein dramatisches Ende, das bleibt nicht ohne Spuren. Und der Boden für das Finale der Serie ist bereitet.
Mich fasziniert an diesem Handlungsstrang, dass er unterschiedliche Lesarten ermöglicht. Man kann ihn als Abenteuergeschichte mit reichlich Action rezipieren. Man kann sich aber auch fragen, wem man gerade die Daumen drückt – und warum … Wie steht man zu Themen wie Gerechtigkeit und Strafe? Zu Sühne und Vergebung? Zu Rache, Folter, Mord und Selbstjustiz? Dazu, dass Opfer manchmal zu Tätern werden, manche Täter ihr Gewissen entdecken und sich läutern, andere aber keine Verantwortung für das Unrecht übernehmen (wollen), das sie angerichtet haben? Und dennoch davonkommen, während Unschuldige leiden? Es zuweilen aber auch die Richtigen trifft?
Man kann diesen Handlungsbogen sowohl mit der einfachen Schablone von unveränderlichem Gut und Böse messen, als auch mit einem weiten Spektrum moralischer Fragestellungen. Vielleicht gibt es am Ende keine guten und bösen Menschen, sondern nur gute und böse Taten – und die Befähigung sowohl zum einen wie auch zum anderen gehört zum Menschsein? Elfenkönig stellt denjenigen, die sich damit beschäftigen möchten, diese Fragen.
Was ist
Bei Ulisses ist der vierte Band der Phileasson-Saga in der Deluxe-Ausgabe in Vorbereitung: Wahrsprecher wird Rosentempel und Elfenkrieg enthalten. Der von Katharina Niko illustrierte Band ist in einer Leinenvariante und in einer Ledervariante vorbestellbar.
Derzeit arbeite ich am Phileasson-Abschlussband. Etwa die Hälfte meines Anteils ist in der Rohfassung fertig.
Bekanntlich gehört dieses Schreiben einer Rohfassung zu den Tätigkeiten, die ich am Schriftstellerleben am wenigsten mag. Vor allem, wenn ich weiß, dass etwas nicht passt – aber rätsele, wo die Bremse ist, die die Geschichte zurückhält. Diese Situation hatte ich vor ein paar Tagen. Eine von der gesamten Szenerie her dramatische Aktion, in der aber einfach die tatsächliche Dramatik fehlte.
Ich glaube, nun ist sie drin. Ich musste eine weitere Figur einbringen, und die schwebt in der Version, die ich gerade schreibe, in höchster Gefahr … Auch mein Co-Autor weiß davon noch nichts. Ich bin gespannt, wie er darauf reagiert, wenn er meine Manuskriptfassung bekommt.
Als Titel für diesen Abschlussband ist nun König der Meere bestätigt. Titelbild und Vignetten (die kleinen Zeichnungen zu Beginn und Ende der Kapitel) sind fertig. Das beruhigt mich insofern, als es schade wäre, wenn der Zeichner oder die Illustratorin aus irgendwelchen Gründen vor Abschluss der Serie wechseln müssten und damit der einheitliche Look aufbräche. Das kann uns nun nicht mehr passieren.
Eine optische Neuigkeit gibt es auch für meinen nächsten PERRY RHODAN. Alfred Kelsner zeichnete das Titelbild für Lockruf der schwarzen Lohe, das nun veröffentlicht wurde, und ich bin zugleich überrascht und erfreut, dass es ihm gelungen ist, alle sechs Handlungselemente, die ich als mögliche Motive genannt hatte, harmonisch unterzubringen. Düster mutet dieses Titelbild an, und das passt zur Geschichte. Man kann sie in den Space Horror einsortieren, und wir alle sind gespannt, wie das in der Leserschaft ankommen wird. Ungewöhnlich für PERRY RHODAN ist diese Geschichte allemal.
Der Piper Verlag hat sich entschlossen, die Print-Ausgabe von Gezeiten der Macht (der Trilogie Berg der Macht, Ströme der Macht, Ruinen der Macht) aus dem Vertrieb zu nehmen. Wer sich für die Reihe interessiert und eine Ausgabe im Buchhandel erspäht, sollte zugreifen – nachgeliefert wird nicht mehr. Die ersten beiden Bände um diese Geschichte, in der Magier keine Gelehrten, sondern Steinmetze sind, gibt es auch noch im Shop auf meiner Homepage.
Die eBook-Version ist hiervon nicht betroffen.
Mein Discord-Server entwickelt sich erfreulich. Nicht überfrachtet, aber im Grunde gibt es jeden Tag ein paar Postings. Man unterhält sich vor allem über Bücher, über die Streams, übers Schreiben, manchmal einfach übers Leben. Es ist gemütlich dort – kommt gern dazu!
Was wird
Bald müsste das Exposé für meinen nächsten PERRY-RHODAN-Heftroman eintreffen. Es wird mein letzter Beitrag im Chaotarchenzyklus sein, und nach der Entwicklung, die ich in den vorhergehenden Exposés sehe, könnte es ordentlich krachen. Jedenfalls wird sich der Zyklus insgesamt Ende des Jahres zu einem furiosen Finale steigern.
Ich denke, darüber werden wir auf den PERRY RHODAN Tagen in Braunschweig sprechen, sowohl auf der Bühne als auch an der Theke. Vom 26. bis 28. August wird diese Convention stattfinden, und ich wäre sehr überrascht, wenn sie nicht grandios werden würde. Ich weiß, hohe Erwartungshaltungen bereiten möglichen Enttäuschungen den Weg, aber in Kenntnis des engagierten Organisationsteams und des Programms kann ich nicht anders. Apropos Programm: Ich werde eine halbstündige Lesung anbieten (woraus ich lesen werde, habe ich noch nicht entschieden – ich tendiere zu Feuer der Leere), gefolgt von einer moderierten Diskussion in kleiner Runde. Es gibt ein Interview, bei dem meine Rolle als neuester Teamautor im Zentrum stehen wird, und wenn man die Autoren der Hauptserie auf die Bühne bittet, werde ich ebenfalls dabei sein.
Zu PERRY RHODAN werde ich am 26. Oktober auch einen Auftritt im Second Life haben, und zwar im dortigen Book Club, wo es ein Special zum J-Novel Club geben wird, der PERRY RHODAN in den USA anbietet. Das wird in englischer Sprache stattfinden, und ein ›PERRY RHODAN Island‹ wird dafür gebaut, das danach als Treffpunkt erhalten bleiben wird.
Nach dem (schreiberischen) Abschluss von Die Phileasson-Saga habe ich noch eine große Aufgabe angenommen. Nicht vom Volumen her (zwischen einem und zwei Monaten Arbeit, schätze ich), wohl aber von der Reichweite und – ich denke, das kann man sagen – der Bedeutung. Ein Höhepunkt meines literarischen Schaffens, jedenfalls so, wie ich es sehe. Ich freue mich darauf.
Danach sehe ich in der Perspektive erst einmal ruhige Gewässer vor mir, was mir gut gefällt. Mit Die Phileasson-Saga wird ein stattliches Projekt abgeschlossen sein (bis auf die Lesungen zum letzten Band, die selbstverständlich noch absolviert werden). Da finde ich es angebracht, mir Zeit zu nehmen und zu überlegen, welchen Weg ich mit meinen Erfahrungen im Rucksack einschlagen möchte.
Ein paar Sachen kann ich ausschließen. Das schwarze Auge lebt für mich von seiner Vielfalt, insbesondere auch davon, dass sehr viele (Tausende!) Kreative dazu beigetragen haben und noch immer beitragen. So stolz ich auf Die Phileasson-Saga und auf die sieben Romane bin, die ich als Bernard Craw zu diesem Kosmos beigesteuert habe, ist diese Masse doch ein Schwergewicht, das unvermeidlich eine Unwucht ins System bringt. Das ist ein Grund für mich, zumindest in den nächsten Jahren dieses Betätigungsfeld ruhen zu lassen – obwohl mir die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten dort viel Freude macht.
Auch Autoren-Kollaborationen, wie aktuell mit Bernhard Hennen, sehe ich in den kommenden Jahren nicht. Letztlich schaden sie dem eigenen Werk, wie leider sowohl Bernhard als auch ich (und, wie ich inzwischen weiß, auch die Beteiligten an anderen Kollaborationen) lernen mussten. Es macht keine Freude, zu sehen, wie die Absatzzahlen der Solo-Werke abstürzen. Und das, obwohl Agenten, Lektoren, Verlage, Kollegen und diejenigen, die die Bücher schließlich lesen, von der Qualität überzeugt sind.
Was also stattdessen?
Lesen. Immer, wenn ich gefragt werde, sage ich, dass Lesen und Schreiben die beiden Pfeiler des Schriftstellerlebens sind. Ich habe mehr geschrieben als die meisten Kolleginnen und Kollegen, aber was die aktuelle fantastische Literatur angeht, bin ich – abgesehen von PERRY RHODAN – nahezu blank. Das möchte ich ändern und mir einige Werke vornehmen, von denen ich schon viel Gutes gehört habe und auf die ich neugierig bin.
Kurzgeschichten. Nichts, in dem ich besonders firm wäre, aber gut, um neue Dinge auszuprobieren und zu schauen, was mich elektrisiert und was mich kalt lässt. Sicherlich auch inspiriert von meiner Lektüre, siehe oben.
Patreon. Nach der positiven Erfahrung mit Crowdfunding und den Berichten von Kolleginnen und Kollegen reifen meine Überlegungen, was ich auf regelmäßiger Basis anbieten könnte, um eine monatliche Unterstützung zu rechtfertigen, ohne dabei zu viel Zeit und Energie abzuziehen. Ich denke an einen Lesezirkel, einen Schreibclub, Vorab-Zugriff auf Fragmente und Kurzgeschichten.
Vielleicht noch ein Crowdfunding. Timo Kümmel hat mir da einen Floh ins Ohr gesetzt, der unablässig von einer innovativen Idee spricht, die wir auf diese Art umsetzen könnten.
Ein neuer Roman? Ein Mehrteiler? Eine eigene Serie?
Vorerst nicht. Wenn Die Phileasson-Saga im Kasten sein wird, werde ich über so etwas nachdenken können.
Zunächst einmal steht ein Schwung Lesungen an, und auf die freue ich mich.
Robert Corvus – Bernard Craw