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Epistula Corvi XLVII


Liebe Leserinnen und Leser,


dem einen gelingt ohne Mühe, wofür ein anderer sich abrackern muss, und umgekehrt. Die Talente sind unterschiedlich verteilt, und glücklich ist, wer herausfindet, worin er besonders gut ist.

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Manchmal möchte man sich aber auch der Herausforderung stellen und etwas angehen, das einem schwerfällt. In meiner Schriftstellerei fühle ich mich beispielsweise in der langen Form zu Hause. Romane mit vierhundert bis sechshundert Seiten sind meine ›natürliche Erzählform‹. Auch im Heftroman bin ich nach zahlreichen Beiträgen für PERRY RHODAN heimisch.

Die Kurzgeschichte dagegen … die bleibt für mich harte Arbeit.

Sicher, auch ich habe mit kurzen Erzählungen angefangen, einfach, weil man damit rascher zum Ziel kommt und sie – damals, zu Zeiten gedruckter Fanzines – auch leichter veröffentlichen konnte. Nur … sie waren eben das: kurze Erzählungen. Keine Kurzgeschichten. In ihrer Struktur ließen sie einige der Eigenschaften vermissen, die speziell die Kurzgeschichte ausmachen, insbesondere die Prägnanz.

Dieses Jahr habe ich mich an einen Beitrag zur Kurzgeschichtenreihe (nicht -serie, denn die Episoden hängen inhaltlich nicht zusammen) STELLARIS gewagt. Regelmäßige Zuschauer meines Twitchkanals konnten mir zusehen, wie ich daran gewerkelt habe – von der Konzeption bis zur Überarbeitung. Sie können bezeugen, dass ich eine Menge Mühe in diesen Text gesteckt habe.

Die Titelillustration begeistert mich mehrmals täglich, denn inzwischen hängt ein Druck davon in meinem Flur. Angefertigt hat sie die Kurd-Laßwitz-Preisträgerin Meike Schultchen.

Aktuell ist Verschwiegenheit im Zeitschriftenhandel erhältlich, nämlich als Einheftung in Christian Montillons PERRY RHODAN Nr. 3198 In Schrödingers Palast. Bis zum 8. Dezember wird der Heftroman noch ausliegen. Wer einen Händler in seiner Nähe sucht, der die Serie führt, wird am leichtesten bei MyKiosk fündig. Auch im eBook ist Verschwiegenheit enthalten.

Chefredakteur Klaus N. Frick schrieb in seiner Newsmeldung, die Geschichte führe an die Grenzen der Ethik. Ich hoffe, dass sich viele Leserinnen und Leser dorthin mitnehmen lassen. In diesem Sinne borge ich mir die traditionelle Begrüßung des STELLARIS-Redakteurs Olaf Brill: STELLARIS Ahoi!



Was war


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Der BuCon und der DreieichCon sind ungleiche Zwillinge. Sie liegen nur etwa einen Monat auseinander, finden am selben Ort statt und haben Überschneidungen in den Organisationsteams. Aber der Schwerpunkt liegt unterschiedlich. Während sich der BuCon als Ableger der Frankfurter Buchmesse mit dem Fokus auf der fantastischen Genres etabliert hat, ist die Literatur beim DreieichCon im Begleitprogramm angesiedelt. Primär geht es dort um Rollenspiele und Tabletops.

Ich habe beide Veranstaltungen gern besucht. Wegen geltender Coronaauflagen waren sie kleiner als gewohnt, aber es tat gut, ›die alte Gang‹ wiederzutreffen. Die Händler, die Besucher, die Kollegen. Und auch die neuen Gesichter kennenzulernen, die es immer wieder gibt. Der Austausch macht Freude.

Im Rahmen des BuchmesseCons wurde der Publikumspreis Goldener Stephan verliehen, wobei das erste Phileasson-Hörbuch Nordwärts den zweiten Platz erringen konnte. Vielen Dank an alle, die dafür abgestimmt haben!

Nachdenklich macht mich, dass ein in derselben Kategorie nominiertes PERRY-RHODAN-Hörbuch nicht in die Top 3 vorstoßen konnte. Die Fanbasis ist erheblich größer, und sowohl der Verlag als auch ich haben auf den Social Media ordentlich dafür getrommelt. Offenbar sind die Freunde unseres Weltraumhelden schwieriger zu mobilisieren, im Internet einen Haken anzuklicken, als die Anhänger anderer Franchises.

Gefreut hat mich dagegen, dass ich die Laudatio für Klaus Bollhöfener halten durfte, der den BuCon-Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt.


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Bei den Literaturtagen in Albstadt stieß meine Lesung aus Die Schattenherren auf großes Interesse. Das lag zu einem wesentlichen Teil daran, dass der Künstler Holger Much die Lesung begleitete, indem er live eine Zeichnung anfertigte. Das gab der Veranstaltung einen besonderen Charakter: Während ich sonst die Lesestücke mit eingeschobenen Publikumsdiskussionen auflockere, sollte man hier über einen längeren Zeitraum eintauchen und dabei die Entstehung des Kunstwerks auf sich wirken lassen. Deswegen habe ich eine Dreiviertelstunde am Stück gelesen.

Interessant fand ich, dass eine Zuhörerin hinterher äußerte, sie sei beeindruckt davon, dass ich mich kein einziges Mal verlesen hätte. Ich musste sie korrigieren: Drei Fehler waren mir in meinem Vortrag unterlaufen, einer davon ein echter Verhaspler. Die Anekdote zeigt aber, wie Rezeption von Kunst funktioniert: Wenn es uns gelingt, einzutauchen, wird unser Gehirn zum Kollaborateur. Es ergänzt, vervollständigt, schließt Lücken. Dadurch individualisiert es auch: Jeder geht ein Stück weit mit seiner eigenen Geschichte nach Hause, die sicher auf meinem Vortrag aufbaut, aber nicht mit diesem identisch ist.


Ergänzt habe ich wohl auch mein Bild des us-amerikanischen Autors Greg Bear. Wenn ich bedenke, dass ich nur ein Buch von ihm gelesen habe (Blutmusik) und dass ich ihm nur ein einziges Mal begegnet bin, kann ich wohl nur von einer flüchtigen Bekanntschaft sprechen. Aber er hat mich sehr beeindruckt mit seinen besonnenen Beiträgen auf dem ElsterCon, wo er unter anderem an einem Panel teilgenommen hat, das ich moderiert habe. Auch im Internet sind bemerkenswerte Interviews mit ihm zu finden. Er vermittelte den Eindruck gelassener Lebenserfahrung, unaufgeregter Brillanz, durchdachter Konsequenz. Für mich ist es beruhigend, zu wissen, dass er amerikanische Präsidenten in Zukunfts- und Sicherheitsfragen beraten hat. Ich hoffe, es gibt in solchen Positionen noch mehr Menschen wie ihn.

Denn Greg Bear steht nicht länger zur Verfügung. Er ist am 19. November verstorben.


Über PERRY RHODAN durfte ich bei meinem ersten Auftritt in Second Life sprechen, und zwar in Draxtor’s Book Club. Mit von der Partie waren auch meine Kollegin Susan Schwartz, Philip Reuben vom J-Novel Club, der NEO in den USA herausbringt, und einer der dafür zuständigen Übersetzer, Jonathan Collins.

Ich fand interessant, dass aus der Perspektive von Philip und Jonathan PERRY RHODAN NEO bereits eine »alte Serie« ist. Zur Erinnerung: Das erste Taschenheft erschien 2011. Für den schnellen Puls jenseits des Atlantiks fällt das in die Kategorie ›Retro‹, während wir in Good Old Europe eher den Vergleich zur seit 1961 laufenden Hauptserie ziehen.


In dieser ist auch mein Beitrag Der Überläufer erschienen, und zwar als Band 3195. Wieder durfte ich die PAALVAGUR bespielen, die so viel mehr ist als ein Raumschiff: auch eine Residenz – und eine Entität, die ihre Herrin brutal betrauert.


›Alles über PERRY RHODAN‹ ist die Überschrift zur Folge 74 der Neurotainment Show. Ob ich in diesem Audio-Interview wirklich alles zur größten Science-Fiction-Serie der Welt erzählen konnte, darf man bezweifeln. Aber ich hatte definitiv einen Quassel-Flash.


Mit Die Phileasson-Saga waren Bernhard Hennen und ich bei Thalia in Neubrandenburg zu Gast. Gemeinsam mit Mira Valentin, die ihre Reihe Nordblut vorstellte, lasen wir aus Elfenkönig eine Passage über einen Riesen, einen Orkschamanen und natürlich den Drachenführer der Herzen.

Bei Hin- und Rückfahrt – immerhin 650 Kilometer je Strecke – fungierte Bernhards Auto als rollendes Konferenzzimmer. Wir konnten vieles durchsprechen, insbesondere Details zum Prolog, den Bernhard für König der Meere schreiben wird.



Was ist


In Sachen Phileasson besuchten wir auch kürzlich in Waldems bei Ulisses Spiele. Dort war nämlich Wahrsprecher eingetroffen, der vierte Band der Deluxe-Ausgabe. Er enthält die Romane Rosentempel und Elfenkrieg. Wie immer haben wir fleißig signiert, und inzwischen sollten die Exemplare bei den Vorbestellern angekommen sein.


Kurzfristig organisiert werden konnte eine Lesung in TaKe’s Bar, Alte Linnerstr. 93-97, Krefeld. Bei der dortigen Fantasy-Lesung werden Bernhard und ich am 8. Dezember ab 1930 Die Phileasson-Saga präsentieren, während Torsten Weitze seine Reihe Der 13. Paladin vorstellen wird. Der Eintritt ist frei.


Was mich in Hochstimmung versetzt, ist die Tatsache, dass ich heute meinen Anteil an König der Meere, nämlich den Phileassonstrang, an Bernhard schicken konnte. Damit ist für mich die Kreativarbeit an Die Phileasson-Saga beendet, die 2014 begann (2016 kamen dann die ersten Bände in den Handel).

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Freude herrscht, das wohl.

Oft wurde ich gefragt, wir ich mich bei dem Gedanken fühle, dieses Mammutprojekt abzuschließen. Diese Fragen begannen schon auf Lesungen zum fünften oder sechsten Band …

Die Antwort ist dieselbe geblieben: gut, sehr gut sogar. Ich stelle mir vor, dass sich ein Marathonläufer ähnlich fühlt, wenn er die Ziellinie sieht. Ich habe auch keinen Gedanken an das ›Danach‹, erst recht nicht an weitere Kooperationsprojekte. Dass sich inzwischen für mich herausgestellt hat, dass sich die Zusammenarbeit mit einem wesentlich bekannteren Autor wie Bernhard Hennen für meine eigenen Werke katastrophal auswirkt (Absatzeinbruch von deutlich mehr als fünfzig Prozent), ist dabei nur einer von mehreren Faktoren. Vielleicht ist es aber derjenige, der auch für Nicht-Autoren am leichtesten nachzuvollziehen ist – wer könnte sich schon damit anfreunden, dass sein Gehalt auf die Hälfte oder gar ein Viertel zusammenschmilzt?

Was mich allenfalls stört, ist, wie massiv ich meinen eigenen Zeitplan gerissen habe. Eigentlich wollte ich bereits im Dezember 2021 mit meinem Anteil von König der Meere fertig sein. Nun hat es ein Jahr länger gedauert … Fühlt sich George R. R. Martin so, wenn er an die ausstehenden Teile seines Lieds von Eis und Feuer erinnert wird?

Sicher, die Verzögerungen hatten Gründe, und manche davon waren absolut solide. Die Übersetzung des Dune-Rollenspiels war eine wertvolle Erfahrung, das Schattenherren-Crowdfunding war ein großer Erfolg und den neuen RHODAN-Zyklus mit einem Doppelband zu starten ist eine Ehre, die ich nicht ausschlagen konnte oder wollte. Dennoch: ein Jahr bleibt ein Jahr.

Jetzt jedoch segelt Die Phileasson-Saga in den Hafen. Die restliche Schreibarbeit liegt bei Bernhard. Für mich stehen die gemeinsamen Überarbeitungen an, und dann natürlich die Vorstellung des Abschlussbands, der den September 2023 als Veröffentlichungstermin hat.

Damit sind wir wieder beim DreieichCon. Vermutlich wird das auch 2023 meine letzte Convention im Jahr werden – und mithin wird er möglicherweise die letzte Phileasson-Lesung sehen. Denn dass die Drachenboote 2024 noch einmal aus dem Winterhafen auslaufen, daran glaube ich nicht.


Den Warenbestand für meinen Online-Shop habe ich aufgefüllt. Wer also zu Weihnachten ein signiertes Buch verschenken möchte, wird hier fündig. Vor allem die illustrierten Hardcover dürften jedem Buchliebhaber eine Freude machen.



Was wird


Für gewöhnlich ist der Dezember ein ruhiger Monat für Schriftsteller. Dieses Jahr ist das anders – da bin ich noch mal on tour:


Am 12. Dezember ab 2000 trifft man mich online in der Geekliothek, wo es allgemein um meine Schriftstellerei gehen wird – mit Schwerpunkt Die Schattenherren.


Am 15. Dezember um 2100 begrüße ich Roman Schleifer auf meinem Twitchkanal. Der Termin ist mit Bedacht gewählt, denn es ist der letzte Tag, an dem noch der Chaotarchenzyklus bei PERRY RHODAN aktuell ist. Band 3199, verfasst von Andreas Eschbach, wird dann eine volle Woche im Handel gewesen sein. Konsequenterweise werden Roman und ich über Schlaglichter dieses Handlungsabschnitts sprechen, der uns knapp zwei Jahre begleitet hat. Wir nennen es Chaotarchische Momente.


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Danach geht es dann um den Auftakt des ›Fragmente‹-Zyklus. Ich lasse es mir nicht nehmen, Euch persönlich in der Schönsten aller Diktaturen zu bewillkommnen. Was das bedeutet, werdet Ihr bei mehreren Terminen ergründen können:


… und vertiefen werden wir das im Januar. Details findet Ihr in der Terminliste auf meiner Homepage. Falls nichts davon für Euch in erreichbarer Nähe stattfindet: Auch in Ulm, Hamburg und eventuell an weiteren Orten wird es Veranstaltungen zum Zyklusauftakt geben. Schaut bei Interesse auf die PERRY-RHODAN-Homepage


Den Jahresausklang bildet bei mir eine Diskussion über die elf bisher erschienenen Romane der Phileasson-Saga. Für den 29. Dezember, 2100 Uhr, habe ich mir den eifrigen DSA-Rezensenten Engor auf meinen Twitchkanal eingeladen.


Schreiberisch wird es nun, nach dem Abschluss des Phileassonstrangs von König der Meere, ruhiger. Ich begleite ja ein Projekt an der Universität Münster, bei dem Studierende und Schülerinnen gemeinsam einen Fantasyroman verfasst haben. Dieser wird aktuell vervollständigt. Ich werde dann den Text bekommen und bis zur Veröffentlichungsreife überarbeiten.


Zwei Kurzgeschichten habe ich zudem auf dem Zettel. Oder eigentlich eineinhalb, denn eine davon ist ein Kooperationsprojekt.


Und das nächste RHODAN-Exposé kommt bestimmt.


Verglichen mit den vergangenen Wochen und Monaten ist mein ›Auftragsbuch‹ also nur moderat gefühlt, und das gefällt mir sehr gut. So darf ich nämlich die Hoffnung hegen, ein bisschen mehr lesen zu können. Das passt ja gut zur besinnlichen Adventszeit – die ich auch Euch wünsche.


Robert CorvusBernard Craw



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